Ausbau Hardwald auf vier Spuren

Ausbau Hardwald auf vier Spuren

Droht ein Verkehrskollaps in Eglisau?

13. August 2021, Yvonne Russi

Mit dem Ausbau der Schaffhauserstrasse auf vier Spuren und einem leistungsfähigeren Kreisel soll der tägliche Stau durch den Hardwald schon bald der Geschichte angehören.

Viele Glattfelderinnen und Glattfelder fiebern dem Ausbau des der Schaffhauserstrasse und des Kreisels Chrüzstrass entgegen. Seit Jahren fahren durchschnittlich 28’000 Fahrzeuge pro Tag durch den Hardwald. Dadurch wird das morgendliche Einfahren in den Kreisel von Glattfelden her oft zur Geduldsprobe. Und am Abend staut sich der Verkehr bis auf die Autobahn A51 zurück.

Sofern gegen die Projektfestsetzung nicht noch der Rechtsweg beschritten wird, werden bereits erste Arbeiten, die Verlegung von Werksleitungen, im Sommer 2022 aufgenommen. Ein Jahr später beginnt der Ausbau der Strasse. Nach einer Bauzeit von drei Jahren soll uns Glattfeldern dann eine staufreie Verbindung in Richtung Zürich zur Verfügung stehen.

Für Glattfelden ist dieser Ausbau sehr positiv, bedeutet doch weniger Stauzeit eine Zunahme an Lebensqualität. Dies mindestens für die Personen, die mit ihrem Auto in Richtung Zürich oder von Zürich nach Hause fahren. Doch wie so oft gibt es auch eine Schattenseite, denn die Verkehrssituation bei unserem Nachbarn Eglisau ist nach wie vor nicht gelöst.

Schwierige Situation für Eglisau

Von den 28’000 Fahrzeugen, die täglich durch den Hardwald fahren, zwängen sich 22’000 Autos durch das Nadelöhr Rheinbrücke. Dies zu Lasten der Eglisauer Einwohnerschaft, aber auch der Pendler und den Gewerbetreibenden aus dem gesamten Einzugsgebiet. Seit Jahrzehnten wartet die Bevölkerung auf eine Lösung: Für weniger Stau, weniger Lärm und für mehr Verkehrssicherheit. Doch der Planungsprozess scheint zu stocken und eine Realisierung liegt sicherlich in weiter Ferne.

Der Ausbau des Hardwaldes auf vier Spuren und die verbesserte Leistungsfähigkeit des Kreisels Chrüzstrass wird sich auch auf die Verkehrssituation in Eglisau auswirken. Bereits heute wird in Eglisau die Kapazität der Ortsdurchfahrtsstrasse mit 22’000 Fahrzeugen pro Tag zu gewissen Zeiten überschritten. Denn zu werktäglichen Stosszeiten fahren bis zu 1’950 Fahrzeuge pro Stunde über die Rheinbrücke.

Bis zu 26’750 Fahrzeuge im Jahr 2030

Und die Verkehrsbelastung wird noch weiter zunehmen. Gemäss Prognose des Kantons wird bis zum Jahr 2030 mit einer weiteren Zunahme von 20% gerechnet. Dies deckt sich auch mit einer Studie der ETH, welche die Verkehrsströme auf der Achse Neuhausen-Jestetten-Eglisau-Bülach analysierte und mögliche Auswirkungen daraus ableitete.

Auch wenn der Morgenverkehr in Richtung Zürich dank der neuen Linienführung des Kreisels Chrüzstrass besser durch Eglisau rollen dürfte, sieht es in der Abendzeitzeit weit schlechter aus. Denn am Abend wirkt der heutige Grosskreisel zwischen Bülach und Eglisau wie ein Dosierventil und begrenzt so die Anzahl der einfahrenden Fahrzeuge. Mit der Leistungssteigerung des Kreisels mit der separaten Linienführung auf der Achse Bülach-Eglisau entfällt diese Dosierwirkung und der Verkehr fährt mehr oder weniger «ungebremst» in Richtung Rheinbrücke.

Ohne Dosiermassnahmen dürfte der Kreisel bei der Ortsausfahrt im Norden von Eglisau den abfliessenden Verkehr behindern. So würde sich die Autos nicht mehr im Hardwald, sondern dann durch Eglisau stauen, was einen eigentlichen Verkehrskollaps prognostizieren lässt.

Auf diese Problematik wies bereits eine ETH-Studie im Jahre 2011 hin, welche die Optimierungsvariante «Chrüzstrass mit separater Linienführung auf der Achse Eglisau-Bülach» eng mit einer Ortsumfahrung Eglisau verknüpfte. Darin hiess es: «Unseres Erachtens ist diese aufwendige Lösung nur zusammen mit der Erstellung der Umfahrung Eglisau sinnvoll.» Und genau mit der Umfahrung Eglisau stockt es. Zwar wurden vier Varianten im Rahmen einer Studie geprüft und eine Machbarkeitsstudie ausgearbeitet. Diese publizierte Studie liegt nun bei der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) zur Prüfung, da das betroffene Gebiet im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN) eingetragen ist.

Ohne einem Entscheid vorgreifen zu wollen, ist es offensichtlich, dass die Umfahrung für Eglisau zu spät kommen dürfte. Und das wirkt sich auch auf uns in Glattfelden aus. Denn auch wir gehen am Abend noch gerne schnell in die Rheinbadi in Eglisau, besorgen uns noch gerne was in der Eglisauer Migros, decken uns mit Garten- und Baumaterialien von der Landi Eglisau oder vom Coop Bau+Hobby Hüntwangen oder mit Pflanzen von der Gärtnerei Hauenstein in Rafz ein. Wird das zukünftig auch noch so einfach möglich sein?

Infobox:

Verein Umfahrung Eglisau VUE

«Umfahrung Eglisau: Jetzt!»

Der Verein Umfahrung Eglisau wurde 2009 gegründet. Er bildet einerseits eine parteiübergreifende Vereinigung von Einwohnerinnen und Einwohnern aus Eglisau und aus dem gesamten Einzugsgebiet des Strassengebietes Schaffhausen-Bülach. Zu den Mitgliedern gehören auch die betroffenen Gemeinden zwischen Bülach und Schaffhausen. Ziel des Vereins ist es, die Umfahrung Eglisau voranzutreiben und damit die Wohn- und Lebensqualität Eglisaus und des gesamten Zürcher Unterlandes zu verbessern.

Für den Verein Umfahrung Eglisau, ist der Zeitpunkt gekommen, ein starkes Zeichen für die Realisierung der Umfahrung Eglisau zu setzen. Es gilt zu verhindern, dass das Projekt für eine Umfahrung in den kantonalen Amtsstuben schubladisiert wird. Mit den Arbeiten an der Umfahrung ist entschlossen vorwärtszumachen.

Für den September 2021 ist deshalb eine Kampagne vorgesehen, mit der unsere Bevölkerung und unsere Gewerbetreibenden ihrer Forderung «Umfahrung Eglisau: Jetzt!» sichtbar Ausdruck geben können.

Autokleber und Balkonbanner können ab September auf der Gemeindeverwaltung Glattfelden gratis bezogen werden. Tragen Sie unsere Botschaft in den öffentlichen Raum.

Bildlegende

Umfahrung Eglisau 01

So könnte sich die Umfahrung Eglisau zukünftig präsentieren: Der Verkehr würde östlich um Eglisau herumgeführt.

Umfahrung Eglisau 02

Blick von Glattfelden her Richtung Kreisel Chrüzstrass: Der Verkehr zwischen Bülach und Eglisau führt kreuzungsfrei über ein Brückenbauwerk. (Visualisierung, kantonales Tiefbauamt)

Umfahrung Eglisau 03

Der Kreisel Chrüzstrass wird abgesenkt und der Verkehr auf der Achse Bülach-Eglisau wird über den Kreisel geführt. Damit geht die Dosierfunktion des Kreisels für Eglisau verloren. (Visualisierung, kantonales Tiefbauamt)

Umfahrung Eglisau 04

Eine Bild mit Seltenheitscharakter – dank einer Umfahrungsstrasse könnte die Rheinbrücke öfters so aussehen.

 Homepage: https://umfahrung-eglisau.ch/

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