Bevölkerung im Unterland soll erneut ihrem Schicksal überlassen werden

Der Zürcher Regierungsrat hat am 30. Januar 2014 entschieden, auf die Projektierung der Umfahrung Eglisau an der im Richtplan vorgesehen Stelle zu verzichten. Dies ist ein herber Rückschlag für die seit vielen Jahren verkehrsgeplagte Bevölkerung in Eglisau und dem Zürcher Unterland.

Die geplante Umfahrung Eglisau ist eine grosse Chance für das Zürcher Unterland. Sie entlastet die Region vom täglichen Verkehrschaos zwischen Bülach und dem Rafzerfeld und hat das Potenzial, das historische Städtchen am Rhein zu neuem Leben zu erwecken: als Ort des sanften Tourismus mit Bootsfahrten und Wanderungen sowie der Begegnung. „Die heutige Realität sieht anders aus“, sagt Alfred Meister, Präsident des Vereins Umfahrung Eglisau. „Unser Lebensraum wird durch die Strasse brutal zerschnitten und ächzt unter einer täglichen Verkehrslawine von 22‘000 Fahrzeugen, rund 15 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren.“

Schwere Beeinträchtigung der Wohn- und Lebensqualität
Die Motion zur Umsetzung der Umfahrung Eglisau sei nicht erfüllbar und deshalb abzuschreiben, erklärt der Regierungsrat in seiner heutigen Mitteilung. Grund dafür ist die Einschätzung der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission, welche in einem Gutachten zum Schluss kommt, dass die geplante Brücke das optische „Zusammenspiel“ von Eisenbahn- und Strassenbrücke, Flusslandschaft und Städtchen schwer beeinträchtige. „Schwer beeinträchtigt ist vielmehr die Wohn- und Lebensqualität in der Region mit täglich 2000 Lastwagen“, so Meister.


Drohender Verkehrskollaps

Eglisau ist als Erholungsgebiet für die ganze Region akut bedroht. Angesichts der extrem hohen Verkehrsbelastung – gemessen an der Grösse der Ortschaft – droht eine schleichende Entwertung: Dorfmärkte verschwinden, Einkaufszentren wuchern an der Peripherie und produzieren noch mehr Verkehr. Meister: „Eine Umkehr ist nur mit einer Umfahrung möglich.“ Immerhin hält auch der Regierungsrat fest, dass eine Umfahrung weiterhin notwendig sei.

 „Was nützt uns der Schutz des Landschaftsbildes, wenn Lastwagen und Dauerstau alle Besucher aus der Region vertreiben?“, fragt der Präsident des Vereins Umfahrung Eglisau. „Die Zeit drängt. Der Verkehrzuwachs in den nächsten 15 Jahren wird gemäss einer ETH-Studie auf 20% geschätzt, es droht ein Verkehrskollaps.“