Regierungsrat macht bei Umfahrung Eglisau vorwärts

Der Regierungsrat ist im Projekt für die Umfahrung Eglisau einen entscheidenden Schritt weiter. Auf Antrag der Volkswirtschaftsdirektion hat er eine Machbarkeitsstudie für die ganze Umfahrungsstrecke verabschiedet, nachdem 2020 der Brückenentwurf des spanisch-schweizerischen Architekten und Bauingenieurs Santiago Calatrava den Wettbewerb für sich entscheiden konnte. Der Regierungsrat beauftragt nun die Baudirektion, zuhanden des Kantonsrates auf der Basis der Studie eine Kreditvorlage auszuarbeiten.

Besser, schöner, schonender und trotzdem bezahlbar…

Carmen Walker Späh, Volkswirtschaftsdirektorin

Die Medienkonferenz sehen Sie hier:

Regierungsrat macht bei Umfahrung Eglisau vorwärts | Kanton Zürich (zh.ch)

Mit der neuen Umfahrungsstrasse sollen die Ortsdurchfahrten des historischen Städtchens Eglisau und von Seglingen vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) und die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege (EKD) hatten in einem 2015 erstellten Gutachten eine unterirdische Variante für die Umfahrung präferiert, da diese die lokalen Schutzobjekte am wenigsten beeinträchtigt. Eine ebenfalls die Schutzziele respektierende oberirdische Lösung wurde aber nicht ausgeschlossen. Eine komplett unterirdische Lösung hat der Regierungsrat geprüft, aber aufgrund der sehr hohen Erstellungs- und Betriebskosten als nicht finanzierbar eingestuft.

Daraufhin führte die Volkswirtschaftsdirektion einen anonymen Architekturwettbewerb durch, aus dem 2020 für die erforderliche Brücke über den Rhein der Entwurf von Santiago Calatrava siegreich hervorging. Beim Brückenprojekt überzeugten die elegante und doch zurückhaltende Erscheinung sowie die grosse Rücksichtnahme auf die Umgebung und die schutzwürdige Landschaft.

Anschlussbauwerke weitgehend unterirdisch

Nach dem Wettbewerb galt es, die Anschlüsse des Brückenbauwerks an das bestehende Strassennetz zu erarbeiten. Neben den Landschaftseingriffen waren hierbei die Einbettung ins Siedlungsgebiet und der optimale Lärmschutz die Herausforderungen. Die ebenfalls mit dem Team um Santiago Calatrava erarbeitete Bestlösung verläuft weitgehend unterirdisch, so dass lediglich die Rheinquerung mit der Vorlandbrücke zu Tage tritt. Damit verlaufen ca. zwei Drittel der Gesamtstrecke der Umfahrungsstrasse unter dem Boden. Die Kosten betragen entsprechend den aktuellen Schätzungen rund 275 Millionen Franken (Kostengenauigkeit +/- 30 Prozent).

Nächste Schritte: Kreditvorlage zuhanden Kantonsrat

Der Regierungsrat ist damit im bedeutenden Projekt für die Umfahrung Eglisau einen entscheidenden Schritt weiter. Er ist sich bewusst, dass aufgrund der hohen Anforderungen, wie sie auch seitens der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission formuliert wurden, noch viele Hürden zu überwinden sind. Der Regierungsrat erteilt nun der Baudirektion den Auftrag, auf der Grundlage des Siegerprojekts des Brückenwettbewerbs und der Studie zu den Anschlusstrecken eine Kreditvorlage zuhanden des Kantonsrats auszuarbeiten. Da das Projekt ausserhalb der im Richtplan eingetragenen Linienführung liegt, wird die Volkswirtschaftsdirektion im Rahmen der nächsten ordentlichen Revision des kantonalen Richtplans entsprechend den Erkenntnissen aus der Machbarkeitsstudie eine Anpassung des Eintrags vorschlagen. Der Regierungsrat ist überzeugt, dass mit der vorliegenden Machbarkeitsstudie mit unterirdischen Anschlusstrecken und einem architektonisch herausragenden Brückenbauwerk eine umweltschonende und finanzierbare Variante gefunden wurde, welche die verkehrliche Problemsituation in Eglisau lösen kann.

>Regierungsrat, 24.6.2022

Umfahrung Eglisau: Aktueller Stand

Der Kanton leitet die Machbarkeitsstudie zu den Anschlussstrecken an die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) weiter und publiziert die Studie vorerst nicht.

Im März 2019 hatte die Volkswirtschaftsdirektorin des Kantons Zürich, Carmen Walker Späh, einen Brückenwettbewerb lanciert. Im Rahmen eines Wettbewerbes sollten Lösungsvorschläge für eine Brücke der Umfahrungsstrasse über den Rhein ausgearbeitet werden, die den vielen Anforderungen des Landschaftsschutzes gerecht werden. Am 30. April 2020 wurde das Siegerprojekt des Brückenwettbewerbs an einer Medienkonferenz der Volkswirtschaftsdirektion vorgestellt. Es stammt aus der Feder des spanisch-schweizerischen Architekten Santiago Calatrava.

Die Umfahrung Eglisau besteht ja nicht nur aus einer Brücke über den Rhein. Diese muss mit Anschlussbauwerken an den Kreisel beim Hardwald und an den nördlichen Dorfrand von Eglisau angebunden werden. Für diese Anschlussstrecken nördlich und südlich des Rheins wurden nach dem Brückenwettbewerb in einer Machbarkeitsstudie verschiedene Varianten erarbeitet. Im Projektteam waren u.a. auch die beiden Gemeindepräsidenten von Eglisau und Hüntwangen vertreten.

Die Volkswirtschaftsdirektion hat nun entschieden, dass die Machbarkeitsstudie zu den Anschlussstrecken noch vor den Sommerferien an die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) weitergeleitet wird. Die ENHK ist eine unabhängige Kommission des Bundes, die Gutachten und Stellungnahmen zu Handen von Behörden und Gerichten verfasst. Sie wird sich in einem Gutachten zur vorliegenden Projektstudie der Umfahrung Eglisau (Brücke und Anschlussstrecken) äussern.

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie verbleiben solange in der Volkswirtschaftsdirektion, die Studie wird vorläufig nicht publiziert.

> Peter Bär, Gemeindepräsident, 28.6.2021


Projekt Umfahrung Eglisau im Überblick

Die historische Rheinbrücke bei Eglisau ist seit vielen Jahren ein verkehrstechnisches Nadelöhr auf der Strecke Flughafen – Bülach –Rafzerfeld – Schaffhausen. Mit täglich 22‘000 Fahrzeugen wird das schmucke Städtchen am Rhein von einer Verkehrslawine erdrückt, die grösser ist als der durchschnittliche Tagesverkehr auf der Gotthardautobahn. Besonders gefährlich und nachteilig ist der hohe Lastwagenanteil von 10%, bedingt vor allem durch Kies- und Deponietransporte.

Eine ETH-Studie sowie Prognosen der kantonalen Verwaltung zeigen klar, dass die Stauzeiten auf der hoffnungslos überlasteten Kantonsstrasse in den nächsten Jahren weiter zunehmen werden – eine unerträgliche Situation für Eglisau, die Rafzerfelder Gemeinden, die vom Rest des Kantons Zürich buchstäblich abgeschnitten werden sowie für den Grossraum Bülach.


Umfahrung Eglisau: Neuer Anlauf im 2019!

Ein erstes Umfahrungsprojekt mit einer Hochbrücke über den Rhein wurde 1985 vom Zürcher Stimmvolk abgelehnt, siehe Umfahrung Eglisau, eine bewegte Vorgeschichte. Bereits 1988 nahm der Kanton Zürich eine Rheinquerung für eine künftige Umfahrung in den Verkehrsrichtplan auf. Eine Motion von Unterländer Kantonsräten unter der Führung von Werner Scherrer (Bülach, FDP) forderte 2009 die Umsetzung der „Richtplanvariante“ für die Umfahrung Eglisau, kombiniert mit dem Ausbau der Hardwald-Strecke und des Kreisels Chrüzacher. 2012 wurde die Motion im Kantonsrat mit grosser Mehrheit überwiesen und der Regierungsrat beauftragt, eine Kreditvorlage auszuarbeiten.

Unter Berücksichtigung der hohen Anforderungen an die vielfältigen Schutzbedürfnisse (Lärm, Ortsbild, Natur und Umwelt) und der flankierenden Massnahmen wird der Bau der Umfahrung Eglisau – je nach gewählter Linienführung – mehrere hundert Millionen Franken kosten, ein Jahrhundertprojekt für das Unterland. Regierungsrat Ernst Stocker hielt im Februar 2014 fest, dass ein derartiges Projekt finanzierbar sei und der Regierungsrat die Umfahrung als notwendig erachte.

Nach einem negativen Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) zur Bewilligungsfähigkeit der „Richtplanvariante“ für die Umfahrung Eglisau ist nun offen, inwiefern der Kanton Zürich die Projektierung fortsetzt. Siehe dazu: Die Bevölkerung im Unterland soll erneut ihrem Schicksal überlassen werden.

Nach mehreren Jahren der Ruhe um das Projekt will der Kanton 2019 einen Wettbewerb über Lage und Gestaltung der Rheinbrücke durchführen. Die Gemeinde Eglisau war in der Wettbewerbsjury vertreten. Am 30. April 2020 präsentiert Regierungsrätin Carmen Walker Späh das Siegerprojekt. Es stammt aus der Feder des spanisch-schweizerischen Architekten und Bauingenieurs Santiago Calatrava.


Umfahrung als Chance: mehr Lebensqualität für alle

Die Umfahrung Eglisau ist eine grosse Chance für die Aufwertung der Lebensqualität im Zürcher Unterland. Sie entlastet die Region vom täglichen Verkehrschaos zwischen Bülach und dem Rafzerfeld und hat das Potenzial, das historische Städtchen am Rhein zu neuem Leben zu erwecken: als touristischer Anziehungspunkt und Naherholungsgebiet sowie als Begegnungsort mit vielen kulturellen Aktivitäten für die ganze Region. Ohne dauerhafte Entlastung vom Durchgangsverkehr droht eine schleichende Entwertung: Dorfmärkte verschwinden, Einkaufszentren wuchern an der Peripherie und produzieren noch mehr Verkehr.

Auch die IG Lebenswertes Unterland unterstützt den Schutz des Landschaftsbildes. Doch was nützt er, wenn Lastwagen und Dauerstau die Besucher fernhalten, das Gewerbe behindern und die ganze Region blockieren?


ETH-Studie zur Umfahrung Eglisau

„Es gibt wohl im ganzen Kanton Zürich kaum eine Gemeinde der Grösse von Eglisau mit derart hoher Belastung auf einer Ortsdurchfahrt“, lautet das Fazit einer ETH-Studie aus dem Jahr 2011. Sie zeigt klar, dass die Kapazitätsgrenze der Durchgangsstrasse in Eglisau in den Spitzenzeiten überschritten ist. Die Folge davon ist der tägliche Stau im Unterland zwischen Bülach und Eglisau. Besonders belastend für Eglisau ist der hohe LKW-Anteil am Transitverkehr, bedingt u.a. durch Kies- und Deponietransporte vom und ins Rafzerfeld und in den süddeutschen Raum.

Die ETH-Studie prognostiziert ein weiteres Verkehrswachstum bis 2030, sowohl in der Ortsdurchfahrt Eglisau wie auch im Kreisel Chrüzacher nördlich von Bülach. Die volkswirtschaftlichen Kosten des Dauerstaus betragen heute rund 15 Millionen Franken jährlich, bis 2030 steigen sie gemäss der Studie auf rund 20 Millionen Franken. Nicht zuletzt macht die Studie deutlich, dass das Zürcher Unterland eine Gesamtlösung braucht, welche den Ausbau des Streckenabschnitts im Hardwald, des Kreisels Chrüzstrasse sowie die Umfahrung Eglisau umfasst. Werden nur einzelne Teile des Gesamtpakets verbessert, verschlechtern sich die Bedingungen andernorts.


Umfahrung Eglisau – eine bewegte Vorgeschichte

2019  Regierungsrätin Carmen Walker Späh kündet im „ACS-Magazin“ die Durchführung eines Wettbewerbs unter Brückeningenieuren zwecks Erarbeitung einer gestalterisch und technisch machbaren Rheinbrücke an. Mit dem Ergebnis dieses Wettbewerbs ist in der zweiten Hälfte 2019 zu rechnen.
2014Regierungsrat Ernst Stocker bekräftigt an einer Informationsveranstaltung vom 9. Februar in Eglisau, dass die Umfahrung Eglisau finanzierbar und notwendig sei.
2014Der Regierungsrat empfiehlt aufgrund des Gutachtens der ENHK am 30. Januar, die Motion für die Projektierung der Umfahrung Eglisau als nicht erfüllbar abzuschreiben. Der Autobahnzusammenschluss Bülach – Glattfelden durch den Ausbau im Hardwald und des Kreisels «Chrüzstrasse» soll jedoch vorangetrieben werden.
2013Grüne und Grünliberale verlangen am 16. Dezember in zwei Anträgen im Kantonsrat, die Projektierungskosten für die Umfahrung Eglisau, den Ausbau des Kreisels Chrüzstrasse sowie für den Streckenabschnitts im Hardwald zu streichen. Mit 134:40 Stimmen hält der Kantonsrat an der Projektierung der Umfahrung Eglisau fest.

Ein Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) hält fest, dass die Rheinbrücke das BLN Schutzobjekt Hochrhein-Bodensee durchquert und eine „schwere Beeinträchtigung“ des Landschaftsbildes darstellt. Eine Realisierung der Umfahrung Eglisau an der im Richtplan vorgesehenen Stelle sei deshalb nicht bewilligungsfähig.
2012Der Kantonsrat beschliesst am 20. August mit 136:38 Stimmen, die Motion für die Umfahrung Eglisau zu überweisen. Das Geschäft geht an den Regierungsrat zu Ausarbeitung einer Vorlage mit Bericht und Antrag innert dreier Jahre (plus 1 Jahr).
2010Am 18. März 2010 reicht Hans Fehr (SVP/ZH) eine dringliche Anfrage an den Bundesrat ein: „Aufnahme der Umfahrung Eglisau ins Nationalstrassennetz“

Antwort Bundesrat im Mai: Die Umfahrung Eglisau erfüllt die Kriterien für eine Verbindung von nationaler Bedeutung nicht. Somit sieht der Bundesrat keinen Grund, eine Aufnahme ins Nationalstrassennetz weiterzuverfolgen.
2009Die Unterschriften werden am 23. Februar 2009 in Zürich an die Kantonsratspräsidentin Regula Thalmann, und die Volkswirtschaftsdirektorin, Regierungsrätin Rita Fuhrer, übergeben. Am gleichen Tag reichen Werner Scherrer (Bülach, FDP), Matthias Hauser (Hüntwangen, SVP) und Corinne Thomet (Kloten, CVP) zwei Motionen ein, die inhaltlich die Ideen der Petition aufnehmen.

Gründung des Vereins Umfahrung Eglisau mit dem Ziel, die Ideen der Petition voranzutreiben.
2008In knapp drei Monaten unterschreiben 7445 Personen die vom Gewerbeverein Bülach initiierte Petition „Umfahrung Eglisau“.
2002Beschluss im Kantonsrat am 24. Juni: Die Behördeninitiative von Eglisau wird nicht definitiv unterstützt.
2001Der Regierungsrat bittet mit Beschluss vom 11. April 2001 um eine Fristerstreckung für Berichterstattung und Antragstellung zur Behördeninitiative «Bau der Umfahrung Eglisau». Der Kantonsrat stimmt der Fristerstreckung am 20. August 2001 zu.

Stellungnahme Regierungsrat zur Vorlage 12. September: Das Projekt ist vorläufig nicht finanzierbar. Der Regierungsrat beantragt deshalb dem Kantonsrat, die Behördeninitiative für die Umfahrung nicht definitiv zu unterstützen.
1999Der Gemeinderat Eglisau reicht am 14. September eine Behördeninitiative ein. Der Kantonsrat unterstützt sie am 20. Dezember vorläufig mit 107 Ja-Stimmen.
1996Antwort Regierungsrat Hans Hofmann (SVP): Das Problem ist erkannt, aber der Antrag „Motion abschreiben“ erfolgt nun aus rein finanziellen Überlegungen.

Die Motion wird am 26. August mit 88 zu 64 Stimmen abgeschrieben.
1993Am 18. Januar überweist der Kantonsrat die Motion an den Regierungsrat zu Bericht und Antrag.
1991Am 2. September 1991 reichen Hans Fehr (SVP, Eglisau) und Hans Rutschmann (SVP, Rafz) eine neue Motion für die Umfahrung Eglisau ein. Der Regierungsrat beantragt im November, die Motion nicht zu überweisen.
1988Die Umfahrung Eglisau wird in den kantonalen Verkehrsrichtplan aufgenommen.
1985Die Zürcher Stimmbevölkerung lehnt an der Abstimmung vom 10. März 1985 den Bau der Umfahrung Eglisau mit 204’013 Nein- (71 Prozent) gegen 83’700 Ja-Stimmen deutlich ab. Damit findet das erste Umfahrungsprojekt ein jähes Ende.